25 Jahre Erinnerung an das geteilte Europa

Musealisierung, Medialisierung, Kommerzialisierung

Tagung vom 06. bis 08. November 2014

Gut vierzig Jahre lang teilten im 20. Jahrhundert Grenzen Europa in West und Ost. Nicht nur die Deutschen, die diesseits und jenseits der innerdeutschen Grenze lebten, waren davon auf einschneidende Art und Weise betroffen. Auch jene Deutschen, die im östlichen Europa als Minderheiten verblieben waren, wurden durch die Teilung Europas von der westlichen Seite „abgetrennt“, auch sie konnten ihre biografischen Entwürfe nicht frei leben. Heute, bald 25 Jahre nach den Ereignissen, die diese Isolierung beendeten, scheint es, als sei die europäische Teilung nur mehr „Geschichte“, von der lediglich an wenigen Orten noch materielle Überreste zeugen.


Denkmal zum Fall des Eisernen Vorhangs bei Cheb (Eger), Foto: privat

Doch der geografisch gelenkte Blick, die Konzentration auf manifeste Gedenkorte trügt. Wendet man sich nämlich anderen Ebenen von Erinnerung zu, so zeigt sich, dass vor allem biografische Erfahrungen der europäischen Teilung verhandelt werden. Von Zeitzeugen-projekten über Erinnerungsforen im Internet bis hin zu einer breiten Palette an filmischer und literarischer Auseinandersetzung lassen sich im medialen Bereich zahlreiche aktuelle Tendenzen beobachten, die einzelne Biografien als Ausgangspunkt nehmen, sich dem Thema zu widmen.

Die Tagung möchte daher aus volkskundlicher Perspektive diese stetig zunehmende Medialisierung biografischer Erfahrungen in den Blick nehmen und nach den entstehenden „Erinnerungsräumen“ rund um das kulturelle Phänomen Grenze fragen. Berücksichtigt werden sollen dabei freilich nicht nur die Biographien und Erinnerungen der nach 1945 im östlichen Europa verbliebenen Deutschen, sondern ausdrücklich auch ihre interethnischen Kontakte sowie Vergleichsmöglichkeiten zur Erinnerungskultur weiterer Ethnien und Bevölkerungsgruppen.


Der "Jahrhundertbus" mit dem rollenden Aufnahmestudio vor dem Philosophicum der JGU, Foto: privat