Prof. Dr. Čarna Brković

Professorin für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie
Robert Schittko Copyright
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Forschungsschwerpunkte

  • Politische Imagination
  • Kulturanthropologie des Humanitarismus, Grenzen, Flüchtlingscamps
  • Europäisierung, Nationalismus, der Staat, Policy
  • Gender und Sexualität
  • Klientelismus, Gefallen, Gabe
  • Geschichten der Ethnologie und Kulturanthropologie
  • Deutschland, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Europa

(Im Wintersemester 2024 ist Prof. Dr. Brković Visiting Fellow am Minda de Ginzburg Center for European Studies der Harvard University)

Biografie

Čarna Brković ist seit April 2023 Professorin für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Nach ihrem Bachelor in Europäischer Ethnologie an der Universität Belgrad und ihrer Promotion in Sozialanthropologie an der Universität Manchester lehrte sie an der Universität Göttingen und Universität Regensburg. Sie war auch Postdoc am Institute for Advanced Studies der Central European University.

Ihre Arbeit setzt sich aus einem Fokus auf Ungleichheiten, Macht sowie soziale Komplexität und Ambiguität zusammen. Im Zentrum ihres Interesses steht die Entwicklung von Konzepten, die dabei helfen zu verstehen, wie Menschen mit unterschiedlichem sozialem Status in Europa ihre Projekte für ein gutes Leben verfolgen.

Sie beendet gerade ein Buchmanuskript mit dem vorläufigen Titel "Worldmakings. Realigning Humanitarianism from Yugoslav Socialism to Neoliberal Capitalism in the Balkans". Es handelt sich um eine Darstellung, wie Humanitäre in Montenegro innerhalb der Bewegung der Blockfreien Staaten und vierzig Jahre später während des Europäisierungsprozesses unterschiedliche Ansätze der Weltgestaltung verfolgt haben. Die Umgestaltung des Humanitarismus auf dem Balkan bedeutete eine Veränderung der von dieser Organisation vertretenen Weltanschauung, weg von der Vorstellung, die während der Blockfreiheit produziert wurde, hin zu derjenigen, die in der liberalen humanitären Tradition verkörpert wird. Das Buch untersucht anhand des lokalen humanitären Personals außerhalb des Westens/Globalen Nordens Verbindungen zwischen Moral und Vorstellungskraft.

Sie ist PI in einem Forschungsprojekt namens Redistributive Imaginaries, das im Rahmen eines Konsortiums von fünf europäischen Universitäten, das CHANSE-Förderung gewonnen hat, neue umverteilende Vorstellungen in Europa untersucht.

Ihre Monographie Managing Ambiguity ist eine ethnographische Studie darüber, wie neoliberale Reformen im Gesundheits- und Sozialwesen in Bosnien und Herzegowina Klientelismus förderten. Das Buch zeigt, wie die neoliberale Betonung lokaler Gemeinschaft und Selbstverantwortung in klientilistischer Beziehungsmodi übersetzt wurde und umgekehrt. Es demonstriert ethnografisch auch, dass einige Menschen durch das Management von Ambiguität zwischen sozialer Fürsorge als Bürgerrecht und persönlichem Geschenk in offizielle politische Positionen gelangen konnten.

In ihrer Forschung wird (Süd-)Osteuropa als eine Region aufgefasst, die unerwartete theoretische Herausforderungen an die konventionellen Richtungen der kulturanthropologischen Analyse stellt. Dabei nimmt sie eine zutiefst kritische Haltung gegenüber hegemonialen Vorstellungen der Region als unzureichenden Kopisten von Theorien, die in den ehemaligen kolonialen Zentren oder ihren Peripherien entwickelt wurden, ein. Um solchen Vorstellungen entgegenzuwirken, erprobt und entwickelt sie Konzepte, die sowohl die ethnographischen Realitäten der Region widerspiegeln als auch zum Verständnis der sozio-politischen Verflechtungen auf der ganzen Welt beitragen.

Prof. Dr. Brković begrüßt Interessensbekundungen von potenziellen Doktorand:innen, die an dem interessiert sind, was nach dem Fall des Sozialismus in Europa und anderswo mit politischer Imagination geschehen ist, insbesondere im Humanitarismus, Aktivismus, Gender und Sexualität.

Service:

 

Laufende Forschungsprojekte

ReDigIm: Redistributive Imaginaries: Digitalisation, culture, and prosocial contribution (PI)

 

PhD-Student:innen

Roman Olshevskiy, Politicized Masculinity: Self-Improvement Lifestyles and Political Imagination among European Young Men (vorläufiger Titel)

Dafina Gashi, Exploring the Interplay Between Movement, Neoliberalism, and Gender in Kosovo (vorläufiger Titel)

 

Zweitbetreuung

Cora Frank (Erstbetreuung: Prof. Dr. Friedemann Kreuder, JGU Mainz)

Hana Ćurak (Erstbetreuung: Prof. Dr. Silvy Chakkalakal, Universität Zürich)

Imola Püsök (Erstbetreuung: Prof. Dr. Regina Bendix, Universität Göttingen, Prof. Dr. Victoria Hegner)

 

Lehre im SoSe 2024

  1. Fachkolloquium Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie
    Dozent:in: Univ.-Prof. Dr. Carna Brkovic; Tetyana Delzeit
  2. MA K. Kolloquium (2019)
    Dozent:in: Univ.-Prof. Dr. Carna Brkovic
  3. MA PrS. Thematische Hinführung zum Projekt und Präsentation der Ergebnisse: Dezentrierung des Humanitarismus – blockfreie Interventionen in den Debatten des Roten Kreuzes in den 1970er Jahren
    Dozent:in: Univ.-Prof. Dr. Carna Brkovic
  4. MA Ü. Datenerhebung (Modul V): Dezentrierung des Humanitarismus – blockfreie Interventionen in den Debatten des Roten Kreuzes in den 1970er Jahren
    Dozent:in: Univ.-Prof. Dr. Carna Brkovic
  5. VL. Grundlagen der Kulturanthropologie/Volkskunde (Sommer)
    Dozent:in: Univ.-Prof. Dr. Carna Brkovic

SoSe 2024