BMEL-Verbundprojekt „Immaterielles Kulturerbe in ländlichen Räumen“ (IKEL)

Kulturerbe – was dann?

2013 trat Deutschland dem UNESCO-Übereinkommen zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes bei. In den letzten zehn Jahren wurden hierfür landesweit Strukturen zur konkreten Umsetzung, wie etwa das „Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe“, geschaffen.

Doch was bedeutet die Aufnahme einer Form Immateriellen Kulturerbes (IKE) auf die Bundesliste für die Trägercommunities, aber auch für das Kulturerbe selbst? Welche Bedeutung nimmt das IKE für eine Region nach der Ernennung ein? Und: Inwieweit verfügt IKE über Potenzial, um zur Vitalität und nachhaltigen Entwicklung ländlich-peripherer Räume beizutragen?

Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich das Verbundforschungsprojekt „Immaterielles Kulturerbe in ländlichen Räumen“ (IKEL). Es wird von 2023 bis 2026 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen der Förderlinie „Faktor K“ gefördert.

Das Projekt besteht aus zwei Teilvorhaben, deren Leitung beim Fach Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Mirko Uhlig) sowie dem Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaft der Universität Regensburg (Manuel Trummer) liegt.

Ziel des Verbundvorhabens ist es, Potenziale von Immateriellem Kulturerbe für die Entwicklung peripher-ländlicher Regionen vergleichend zu erforschen. Die beiden Teilprojekte fokussieren dabei auf die kulturelle Teilhabe lokaler Communities an der Weiterentwicklung und Vermittlung des IKE.

Ein bundesweiter Vergleich stellt die auf Länderebene noch uneinheitlich etablierten Organisations- und Vermittlungsstrukturen des IKE gegenüber und untersucht Wissensbestände und Teilhabeformen. Auf der Grundlage ethnografischer Forschungen sollen regionale Strukturen analysiert werden. In Anlehnung an eine engaged anthropology werden die Erkenntnisse in Form von Deutungsangeboten und Handlungsempfehlungen in die lokalen Trägergruppen zurückgespielt. Ziel ist es, dadurch Potenziale für eine nachhaltige Vitalität und Resilienz peripher-ländlicher Communities über den „Faktor Kultur“ zu ergründen.

Gegenstand der Forschung sind sechs „Kulturformen“, die von der UNESCO bereits ausgezeichnet und in das „Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe“ aufgenommen worden sind.

Das Mainzer Teilprojekt untersucht Funktionen und Bedeutungen des Immateriellen Kulturerbes für die ländlichen Räume Nord- und Westdeutschlands anhand der exemplarisch ausgewählten IKE-Kulturformen:

Wiesenbewässerung in den Queichwiesen (Rheinland-Pfalz)
Rheinischer Karneval (Nordrhein-Westfalen)
Malchower Volksfest (Mecklenburg-Vorpommern)

Das Regensburger Teilprojekt untersucht Funktionen und Bedeutungen des Immateriellen Kulturerbes für die ländlichen Räume Süd- und Ostdeutschlands anhand der exemplarisch ausgewählten IKE-Kulturformen:

Oberpfälzer Zoiglkultur (Bayern)
Lauschaer Christbaumschmuck (Thüringen)
Hessischer Kratzputz (Hessen)

Das Projekt ist eingebunden in ein breites Netzwerk externer Partnerinstitutionen, das die laufende Forschung in den exemplarischen Projektregionen vor Ort unterstützend begleitet. Externe Partner im Verbundprojekt sind unter anderem die regionalen Freilandmuseen Oberpfalz (Bayern), Kloster Veßra (Thüringen), Hessenpark (Hessen), Bad Sobernheim (Rheinland-Pfalz), Kommern (Nordrhein-Westfalen) sowie das Museum für Alltagskultur Hagenow (Mecklenburg-Vorpommern). Weiterhin partizipieren die Beratungs- und Forschungsstelle Immaterielles Kulturerbe an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte sowie das Ministerium des Inneren und Sport des Landes Rheinland-Pfalz beratend und unterstützend am Projekt.

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.