Jahrestagung der Historischen Kommission für die böhmischen Länder
In den unterschiedlichsten Disziplinen gewinnen visuelle Medien als Quellen und Untersuchungsgegenstände zunehmend an Bedeutung, wobei der Schwerpunkt bisher vor allem auf den vermittelten Bildinhalten lag und weniger auf der Bildproduktion und Bildüberlieferung selbst. Aber gerade die Akteure und Institutionen sind es, die durch ihre Auswahl, (Vor-)Entscheidungen, Kooperationen, Organisationsstrukturen, technischen Möglichkeiten etc. das Bildgedächtnis moderner Gesellschaften geprägt haben und prägen. Im deutsch tschechischen Kontext erschienen in jüngster Zeit Studien zur Visualisierung historischer Ereignisse in den Böhmischen Ländern, z.B. zur Zwangsaussiedlung der Deutschen oder zu bestimmten tschechoslowakischen Themen wie der Niederschlagung des Prager Frühlings. Arbeiten jedoch, welche die Bildproduktion und -überlieferung in den Blick nehmen, stellen bislang ein Forschungsdesiderat dar. Ziel der diesjährigen Tagung, die von der 2013 im Rahmen der Historischen Kommission für die böhmischen Länder tätigen Arbeitsgruppe Visuelle Medien im deutsch-tschechischen Kontext organisiert wird, ist es, dieses Forschungsthema voranzutreiben. Mögliche Fragestellungen betreffen die Akteure und Institutionen innerhalb der böhmischen Länder, die die Bildproduktion und Bildüberlieferung steuer(te)n und beeinfluss(t)en. Dazu gehören u.a. (Schul-)Buch-, Bildband- und Postkartenverlage, Bildagenturen, Redaktionen und Redakteure, Fotografen und Karikaturisten der bebilderten Presse, Kulturpolitiker und Zensoren. Doch auch grenzüberschreitende bzw. außerhalb der böhmischen Länder beheimatete Akteure und Institutionen sollen untersucht werden. Wer brachte Bilder der böhmischen Länder im deutschsprachigen Ausland in Umlauf? Wo wurden solche Bilder gesammelt? Spezialsammlungen, Museen, sogenannte „Heimatstuben“, Archive, die teilweise auch als Bilderdienste tätig waren, sogenannte „Heimatzeitungen“ und Heimatforscher können in ihrer Rolle als Mittler visueller Medien betrachtet werden. Wie prägten diese Akteure und Institutionen das visuelle Wissen von Deutschen, Tschechen, Deutschböhmen und diversen Erinnerungsgemeinschaften? Die Präsentation bestehender einschlägiger Archive, Institutionen und Akteure (z.B. Dokumentarfilmemacher) deutsch-tschechischer visueller Medien stellt einen zusätzlichen Bestandteil der Tagung dar: diese werden im Rahmen der Tagung die Möglichkeit erhalten, ihre
Quellenbestände und Arbeitsweise vorzustellen, miteinander in einen Dialog zu treten sowie die Potenziale ihrer Institutionen für die Forschung aufzuzeigen.