der Landeshauptstadt Mainz zur Förderung von Ausbildung und Lehre an den Mainzer Hochschulen
Kulturanthropologische Abschlussarbeit von Melissa Koch zum Thema „Szeneviertel Mainz-Neustadt“ wird mit dem Gutenberg-Stipendium 2018 prämiert.
„Szeneviertel“, „Hipsterviertel“, oder „Klein-Berlin“ sind Begriffe, die häufig fallen, wenn es um den Stadtteil Mainz-Neustadt geht. Herauszufinden, woher diese Assoziationen kommen, wie das Image eines Szeneviertels entsteht und was Szene im Zusammenhang mit Stadt bedeutet, hat sich Melissa Koch zum Ziel ihrer Masterarbeit gesetzt.
In der Nähe von Mainz aufgewachsen und mehrere Jahre selbst in der Neustadt wohnhaft, ist Koch verstärkt auf die städtebaulichen und soziokulturellen Veränderungen im Stadtteil Mainz-Neustadt aufmerksam geworden. Dass die Entwicklung des Stadtteils häufig positiv bewertet und überdies mit dem Begriff der Szene in Verbindung gebracht wird, hat das Interesse der Kulturanthropologiestudentin geweckt. Weil die Kulturanthropologie als empirisch forschende Alltagswissenschaft für die Erforschung des städtischen Raums prädestiniert ist, greift Melissa Koch das gesellschaftlich aktuelle Phänomen auf und leistet mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur kulturwissenschaftlichen „Stadt- und Szene-Forschung.“
Anhand einer umfangreichen empirischen Feldforschung, die neben sieben qualitativen Interviews mit Bewohnern und sogenannten „Neustadt-Aktivisten“ auch teilnehmende Beobachtungen, Wahrnehmungsspaziergänge und die Teilnahme an Stadtführungen beinhaltet, gelingt es Koch fünf Faktoren herauszuarbeiten, die das Szene-Image der Neustadt konstituieren: die fortschreitende Gentrifizierung im Stadtteil, ein in den Interviews zu beobachtender „Vorher-Nachher-Vergleich“ in den Erzählungen über den Stadtteil, die vermeintliche „Andersartigkeit“ der Neustadt, die Wahrnehmung des Stadtteils als „Ort der Möglichkeiten“ und die Etablierung von „globalen Trends“ bei gleichzeitiger „lokaler Identifizierung“. Kochs Ausführungen machen den Zusammenhang von Stadt und Szene verständlich und konstatieren ein „Netzwerk Neustadt“.
Melissa Kochs Masterarbeit, die den Titel „Jetzt ist glaub ich so ein Szeneding draus geworden. Die „neue“ Mainzer Neustadt.“ trägt, wurde von Jun.-Prof. Dr. Sarah Scholl-Schneider und Univ.-Prof. Dr. Michael Simon betreut.
Mit dem Gutenberg-Stipendium werden jährlich herausragende Abschlussarbeiten von Absolventen und Absolventinnen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Hochschule Mainz ausgezeichnet, die eine besondere wissenschaftliche, künstlerische oder fachliche Leistung darstellen, deren Thematik in einem Zusammenhang mit der Stadt Mainz steht. Der diesjährige Festakt mit Preisverleihung fand in Anwesenheit der Kulturdezernentin Marianne Grosse am 22. Juni 2018 im Gutenberg-Museum Mainz statt.