Masterprojekt „heimART“

Ethnographische Perspektiven auf die künstlerische Verhandlung von Heimat im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2019

Die „Heimat(en)“. Dieser angedeutete Plural eines nahezu unübersetzbar deutschen Gefühlsbegriffs bildet das Motto des „Kultursommers Rheinland-Pfalz 2019“. Das jährliche Kulturförderungs- und Veranstaltungsprogramm wird seit 1994 mit dem Ziel ausgeschrieben, das Kulturangebot des Landes sichtbarer und zugänglicher zu machen. Künstler*innen werden in den themenspezifischen Ausschreibungen dazu aufgerufen, „sich sparten- und genreübergreifend zusammenzufinden und gemeinsame Projekte zu initiieren“. Die „Kultur des Landes“, so die Zielsetzung des Kultursommers, soll auf diese Weise „zu einer Bürgerbewegung für Kultur werden.“ (https://www.kultursommer.de/ermoeglichen/ ueber, 26.11.2018)

Mit „Heimat(en)“, dem Motto für 2019, greift der Kultursommer nun einen Diskursbegriff auf, der gleichermaßen antiquiert und hochaktuell wirkt: „Es wird wieder so viel über Heimat geschrieben, diskutiert, auch gestritten, sie wird aber auch wieder bewusster gelebt, gefeiert und wieder neu entdeckt“. Das Kulturprogramm übersetzt diesen Trend wie folgt: „Wir müssen unbedingt die Kulturszene des Landes fragen, was ihr zu diesem Motto einfällt! Wie lässt sich das Motto ‚Heimat(en)‘ – mit den Mitteln von Kunst und Kultur – gestalten? Innovativ, klug und weltoffen – nicht ‚tümelnd‘!“ (https://www.kultur-sommer.de/ermoeglichen/motto, 26.11.2018)

Wer antwortet auf diese Ausschreibung und welche Vorschläge erhalten den Zuschlag? Wie wird das Motto in den einzelnen Projekten künstlerisch zur Darstellung gebracht? Welche Zuschreibungen, Verortungen, Reibungen erfährt „Heimat“ dabei? Und wie verhält sich das Ergebnis zu den Zielen und kulturpolitischen Rahmenbedingungen des Kultursommer-Programms?

Diesen Fragen widmet sich das sogenannte „kleine Projekt“ des Masterstudiengangs im Sommersemester 2019. Wir wollen das Programm des Kultursommers 2019 ethnographisch unter die Lupe nehmen und für ausgewählte Projekte die Formen, Bedingungen und Selbstverständnisse der künstlerischen Umsetzungen hinterfragen. Dabei werden zwei wesentliche Ziele verfolgt: Zum einen soll durch die Auseinandersetzung mit dem Kultursommer 2019 ein Spektrum aktueller Zuschreibungsfolien des Heimatbegriffs ausgelotet werden. Zum anderen dient das Programm als exemplarisches Feld, um grundlegende Forschungsperspektiven zum Themenkomplex „(freie) Kunst als kulturelle Praxis“ zu sammeln und zu erproben. Das „kleine Projekt“ ist damit in einem noch zu konturierenden Forschungsfeld situiert, das Perspektiven der urbanen Anthropologie, der Theaterwissenschaft und der Politischen Anthropologie vereint, um ein kulturanthropologisches Deutungspotential zur Performativität des Alltags sowie zum Alltag der performativen Künste zu formulieren.