Während in der volkskundlichen/kulturanthropologischen Fachliteratur wie auch in Qualifikationsarbeiten die Erhebung qualitativen Materials und das Vorgehen im Feld vielfach diskutiert wird, steht der darauf folgende Schritt der Analyse und Interpretation qualitativer Daten dagegen meist im Hintergrund. Doch gerade für diesen entscheidenden Punkt im empirischen Vorgehen fehlt häufig die Zeit für eine ausführliche Diskussion in Kolloquien etc., so dass sich Absolvent/innen und Forscher/innen nicht nur meist alleine mit ihren Daten beschäftigen, sondern dies teils auch auf nur schwer nachvollziehbare Art tun.
Die Interpretationswerkstatt will dem entgegenwirken: Laufenden Forschungsvorhaben wird hier eine Plattform geboten, Interviews gemeinsam in der Gruppe zu interpretieren, zudem soll hier ein präzises Umgehen mit Methoden und Techniken der Auswertung eingeübt werden. Neben der Diskussion von Forschungsmethoden steht also das gemeinsame Arbeiten an konkreten Texten, die mit unterschiedlichen Methoden in der Gruppe interpretiert werden, im Vordergrund. Mitglieder und Interessierte können Texte zur Auswertung vorschlagen, deren Entstehungskontext sowie die Fragestellungen des Projektes, in dessen Rahmen sie entstanden sind erläutern und dann in der Runde zur Diskussion stellen. Die Vorstellung neuer Ansätze, unterschiedlicher Auswertungsverfahren, aber auch Hilfsmittel wie QDA-Software ergänzt das Arbeiten in der Gruppe.
Ein thematischer Schwerpunkt liegt auf Forschungen zum Thema Migration und Interkulturalität, die Interpretationswerkstatt steht prinzipiell jedoch allen Methodeninteressierten offen, die mit Interviews arbeiten und ihre Verstehens- und Interpretationsprozeduren (mit-)teilen und präzisieren wollen. Die Treffen finden in ca. achtwöchigem Rhythmus statt.