Mainzer Beiträge zur Kulturanthropologie/Europäischen Ethnologie

herausgegeben von der Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz

Die Bände 1 bis 24 dieser Reihe wurden unter dem Namen "Mainzer Beiträge zur Kulturanthropologie / Volkskunde" veröffentlicht.

Die Reihe „Mainzer Beiträge zur Kulturanthropologie/Europäischen Ethnologie“ spiegelt die Forschungsschwerpunkte des Mainzer Fachstandortes wider. Publiziert werden vor allem Qualifikationsarbeiten sowie die Ergebnisse von Tagungen in Form von Sammelbänden. Die Mainzer Beiträge verbinden eine ethnologisch ausgerichtete, vergleichende und historisch argumentierende Gegenwartswissenschaft mit der Kulturanalyse des Regionalen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Perspektiven der agierenden Menschen und deren Bestrebungen und Strategien, den Alltag zu gestalten und seinen Herausforderungen und Problemen zu begegnen. Herausgegeben wird die Reihe „Mainzer Beiträge zur Kulturanthropologie/Europäischen Ethnologie“ von der Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz e.V.

 

Das Hanselfingerhut-Spiel in Forst. Ethnografisches Portrait und kulturhistorische Rekonstruktion eines Brauchs (mit Film) (2023)

Thomas Schneider & Mirko Uhlig

Forst an der Weinstraße – bekannt ist der Ort in der Pfalz vor allem aufgrund seiner Weißweine. Darüber hinaus wird – abgesehen von der coronabedingten Unterbrechung – in Forst jedes Jahr vor Ostern das Hanselfingerhut-Spiel aufgeführt. Überregionale Bekanntheit erlangte der Brauch, als er 2016 in das „Bundesweites Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe“ der UNESCO aufgenommen wurde.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurde die lokale Brauchpraxis mit Filmkameras begleitet und die Genese des Brauchs sowie seine kulturpolitische Aushandlung aus kulturwissenschaftlicher Perspektive analysiert. Während der ethnografische Film „Schwarze Küsse, Weißweinschorle“ (48 Minuten; Download-Link im Buch) die Menschen portraitiert, die den Brauch vorbereiten und ausüben, liegt der Schwerpunkt der schriftlichen Auseinandersetzung auf einer kulturhistorischen Rekonstruktion der Ursprungserzählung, wie sie in Forst gepflegt, von den Medien reproduziert und, im Kontext des Kulturerbe-Prädikats, auch von der Deutschen UNESCO-Kommission nobilitiert wird.

Die Mikroanalyse verweist auf größere zeitliche, räumliche und soziale Zusammenhänge und macht sie am Fallbeispiel Forst verständlich. Die Rekonstruktion zeigt auf, welche Akteur:innen in die Entwicklung des Brauchs seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert involviert waren und welche Einflussfaktoren die Entwicklung des Brauchkomplexes beförderten.

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Ethnografische Erkundungen im Fußballstadion. Kulinarische Fanfreuden zwischen Genuss, Gemeinschaft, Gewissen und Gesundheit (2022)

Jaya Bowry

Unter den Imbissangeboten in deutschen Fußballstadien dominieren Bratwurst und Bier. Für viele scheint diese Verbindung so selbstverständlich zu sein, dass sogar von der Fußball- oder Stadionwurst die Rede ist. Zwar gibt es inzwischen eine Reihe von Alternativen bei Fußballveranstaltungen zu kaufen und sogar vegetarische und vegane Speisen sind zu bekommen, doch handelt es sich dabei eher um Nischenprodukte. Warum ist das so? Wie konnte es dazu kommen? Und wie erklärt sich die Tatsache, dass Besucher/-innen in Fußballstadien bevorzugt fettiges Fleisch und Alkohol zu sich nehmen, während sie 22 durchtrainierten Menschen beim Sport zusehen?

In dieser Studie wird nach Antworten auf diese Fragen gesucht. Dabei werden die verschiedenen Bedeutungsebenen von Nahrungsmitteln und Getränken am Beispiel der Stadionverpflegung und somit im Rahmen eines kommerzialisierten Großevents aufgezeigt. Grundlage der Ausführungen sind ethnografische Erkundungen vor Ort, bei denen auf die Symboliken und Narrative von Speisen und Getränken geachtet wurde und untersucht werden sollte, wie sich die kulinarischen Fanfreuden zwischen Genusserleben, Gemeinschaftsgefühl, Gewissensnöten und Gesundheitsvorstellungen deuten lassen.

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Wilhelm Mannhardt und die Anfänge der Volkskunde. Neue Wege der Wissensproduktion im 19. Jahrhundert (2022)

Theresa Perabo

Im Zentrum dieser wissenschaftsgeschichtlichen Studie steht Wilhelm Mannhardt, eine Forscherpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts, dessen frühe empirische Arbeiten für das disziplinäre Selbstverständnis der Volkskunde und ihrer Nachfolgewissenschaften einschlägig, aber kaum mehr bekannt sind. Die erneute Auseinandersetzung orientiert sich an den Ansätzen der modernen Wissenschaftsforschung, namentlich an Bruno Latour und seinem forschungspraktischen Imperativ „science in action“, um den wissenschaftlichen Alltag aus einer emischen Perspektive heraus als vergangene Vollzugswirklichkeit sichtbar zu machen und in einer dichten Beschreibung zur Darstellung zu bringen. Die Grundlage der Untersuchung bilden neu erschlossenes oder bisher kaum berücksichtigtes Archivmaterial aus ganz Europa sowie Mannhardts wissenschaftlicher Nachlass, der in der Staatsbibliothek zu Berlin aufbewahrt wird. Das vielfältige Material wird historisch kontextualisiert, analysiert, interpretiert und auf seine aktuelle Bedeutung für die moderne Forschung reflektiert.

Zusätzlich sind zwei bislang unbekannte Schriften aus Mannhardt Nachlass – „Über das Studium der Volksüberlieferung“ und „Moderne Sagenbildungen“ – im Anhang dieses Buches erstmalig editiert.

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Fest, Event, Spektakel? Zur Inszenierung des venezianischen Karnevals im Kontext gesellschaftlicher Transformationsprozesse (2021)

Julia Gehres

Venedig und sein Karneval waren in der Vormoderne für Reisende aus ganz Europa ein großer Anziehungspunkt. Nach dem Untergang der Republik 1797 verlor das Fest allerdings an Bedeutung. Erst am Ende der 1970er-Jahre kam es zu einer dauerhaften und öffentlichkeitswirksamen Wiederbelebung dieser Veranstaltung.

Die vorliegende Studie rekonstruiert die Geschichte des venezianischen Karnevals und beleuchtet dabei insbesondere die jüngsten Entwicklungstendenzen. Auf der Grundlage eines mehrjährigen Beobachtungsprozesses wird die Relevanz des Festes für die Stadtbewohner thematisiert, seine touristische Vermarktung beschrieben sowie seine Inszenierung als (post)modernes Event analysiert.

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„Bewegung ist die beste Medizin“
Alltagskulturwissenschaftliche Nachforschungen zur Trimm-Aktion des Deutschen Sportbundes (2021)

Andrea Sell

Im Jahr 1970 startete der Deutsche Sportbund eine großangelegte Werbekampagne für den Freizeitsport. Unter dem Motto „Trimm Dich durch Sport“ sollten die Bundesbürger zu mehr Bewegung angeregt werden. Den Hintergrund für diese Initiative bildeten zeitgenössische Diskurse um eine sinnvolle Freizeitgestaltung und den allgemeinen Gesundheitszustand in der Bevölkerung. Welche Maßnahmen wurden damals ergriffen, um die Vielsitzer mit ihren Wohlstandsbäuchen zum Sporttreiben zu animieren? Mit welchen Werten wurde ein solcher Sport für alle von nun an verbunden? Im Zusammenspiel unterschiedlicher Quellengruppen wird in der vorliegenden Studie der Versuch unternommen, diese einst von großer medialer Aufmerksamkeit begleitete Aktion zu rekonstruieren und in ihrer Bedeutung für die Entwicklung des Freizeitsports in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu erfassen.

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Audiovisionen des Alltags. Quellenwert und mediale Weiternutzung (2020)

Michael Simon (Hg.)

Bewegte Bilder und medial vermittelte Töne prägen unsere modernen Alltagskulturen in nahezu unvorstellbarer Weise. War es früher die Angelegenheit von wenigen Fachleuten, solche Angebote zu produzieren und zu distribuieren, kann sie seit der digitalen Revolution praktisch jede/r selbst erstellen und in Umlauf bringen. Für die Nachfolgewissenschaften der Volkskunde eröffnet sich mit diesen „Audiovisionen des Alltags“ ein attraktiver Quellenfundus, der zu historischen und gegenwartsbezogenen Forschungen einlädt.

Dieser Band versammelt die Beiträge einer Tagung der dgv-Kommission für Film und audiovisuelle Anthropologie, auf der Fragen zum Quellenwert und der medialen Weiternutzung entsprechender Zeugnisse eingehend diskutiert wurden. Die Texte stammen von Christoph Bareither, David Johannes Berchem, Andrea Graf, Sonja Grulke, Dagmar Hänel, Johanne Lefeldt, Lisa Maubach, Torsten Näser, Thomas Schneider, Gerhard Schönhofer, Michael Simon und Raphael Thörmer. Buch bestellen ...


Recht gläubig? Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf das Verhältnis von Religion und rechtlicher Normierung im Alltag (2020)

Mirko Uhlig, Dominique Conte (Hg.)

Im Fokus der Aufsätze steht die interdisziplinäre Reflexion des Verhältnisses von religiösen/spirituellen Praktiken und unterschiedlichen Rechtsordnungen sowie popularen Vorstellungen von Recht und Rechtsprechung in alltäglichen Aushandlungszusammenhängen. Anhand konkreter Beispiele aus Vergangenheit und Gegenwart wird diesem komplexen Beziehungsgeflecht nachgegangen.

Der Sammelband dokumentiert die 4. Tagung der Kommission für Religiosität und Spiritualität in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde (dgv) und vereint Beiträge aus Ethnologie, Germanistik, Islamwissenschaft, Jura, Religionswissenschaft, Soziologie sowie Kulturanthropologie/Volkskunde. Die Texte stammen von Sarah Armbruster, Wolfgang Brückner, Hatem Elliesie, Juliane Kanitz, Petra Klug, Ingrid Lemberg, Andrea Nicolas, Stefan Schröder, Barbara Sieferle, Robert Suckro und Mirko Uhlig. Buch bestellen ...

Die Einführung von Mirko Uhlig ist hier als Download zugänglich.


Alltag in Vielfalt. Eine ethnografische Studie in Brooklyn

Johanne Lefeldt

Ein auf den ersten Blick unscheinbarer Stadtteil in Brooklyn, New York, steht im Mittelpunkt dieser Studie: Kensington. Er wurde zum Gegenstand und Untersuchungsraum mehrmonatiger Feldforschungen, weil ihn eine außergewöhnliche Diversität kennzeichnet. Ziel der ethnografischen Erkundungen war es nachzuvollziehen, wie Differenz vor Ort erfahren wird und das zwischenmenschliche Miteinander prägt.

Unter Berücksichtigung lokaler und stadtbezogener Spezifika sowie globaler Entwicklungen gewährt die Studie einen tiefergehenden Einblick in die konkrete Ausgestaltung des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur und lässt die multiplen, situativ bedingten Beziehungskonstellationen eines Alltags in Vielfalt sichtbar werden. Buch bestellen ...


An der Basis der Politik. Ethnographische Erkundungen in einem lokalen Parteibezirk

Jonathan Roth

Die Politik steckt in einer Legitimitätskrise. Im Zeitalter der „Postdemokratie“ mangelt es nicht an kritischen Zustandsbeschreibungen, die eine zunehmende Entfremdung der sogenannten Volksparteien von der Lebenswirklichkeit der Bürger thematisieren. Rückläufige Mitgliederzahlen, Rekrutierungsengpässe und sinkende Wahlbeteiligungen stehen der öffentlichen Selbstinszenierung von Parteien im Wahlkampf gegenüber. Über den tatsächlichen Zustand der Parteien sagt beides jedoch nur wenig aus. Wie funktioniert Parteileben heute? Was bewegt Hunderttausende von Mitgliedern an der Basis dazu, sich ehrenamtlich in Ortsvereinen zu engagieren? Wie gestaltet sich der politische Alltag in einem lokalen Parteibezirk?

Diesen Fragen widmet sich die Studie von Jonathan Roth. Mit Hilfe eines qualitativ-ethnographischen Feldzugangs untersucht er am Beispiel eines SPD-Unterbezirks gegenwärtige Formen und Bedeutungen von lokaler Parteiarbeit im Zeitalter der professionalisierten Mediendemokratie. Auf diese Weise wird eine Darstellung lokalpolitischen Engagements entworfen, die sich im Unterschied zu herkömmlichen Abhandlungen nicht an Organisationsstrukturen, sondern an dem tatsächlichen Alltagshandeln von Parteimitgliedern an der Basis der Politik orientiert. Buch bestellen ...


Migration und Generation. Volkskundlich-ethnologische Perspektiven auf das östliche Europa

Sarah Scholl-Schneider, Moritz Kropp (Hg.)

Die historischen Zäsuren von 1945 und 1989/90 haben insbesondere im östlichen Europa zu massiven Umwälzungen geführt – nicht nur hinsichtlich der Entstehung spezifischer Generationen, sondern vor allem auch in Bezug auf Migrationsprozesse. Doch ein Zusammendenken der beiden Aspekte führt schnell zu pauschalen Etikettierungen der betroffenen gesellschaftlichen Gruppen, etwa als ‚Erlebnisgeneration‘, ‚Generation 1,5‘ oder ‚zweite Generation‘. Dies verstellt jedoch den Blick auf die Akteurinnen und Akteure selbst.

Im Mittelpunkt dieses Bandes steht daher der Versuch, Perspektiven auf Migration und Generation nah an den Menschen nachzuverfolgen, zu verstehen und zu deuten. Dabei rücken neben den biografischen Erfahrungen und Erzählungen auch die jeweiligen Rahmenbedingungen und Kontexte potenzieller kollektiv-biografisch prägender Prozesse von Dynamik und Wandel im östlichen Europa und darüber hinaus in den Fokus. In den insgesamt elf Beiträgen wird nicht nur die Kontingenz des Umgangs mit Migrationserfahrungen durch einzelne Generationen deutlich, sondern auch, inwiefern familiäre, räumliche, politische und nicht zuletzt auch wissenschaftliche Kontexte diese beeinflussen. Buch bestellen ...


Koreanische Kriegserinnerungen. Interkulturelle Perspektiven auf den Umgang mit Vergangenheit in Südkorea

Illustration

Sandra Keßler

Korea ist ein geteiltes Land, dessen innere Grenze sich mit dem Ausgang des Koreakrieges (1950–1953) festgeschrieben hat. Seitdem sind Kontakt und Austausch zwischen den Menschen in Nord- und Südkorea nahezu unmöglich. Wie erinnern sich Koreaner heute an ihren Kriegseinsatz im eigenen Land? Wovon erzählen die gealterten Kriegsveteranen auch angesichts der fortbestehenden Landesteilung, die doch der Krieg zu überwinden suchte? Und welche Auswirkungen hat die interkulturelle Gesprächssituation zwischen den etwa achtzigjährigen koreanischen Männern und einer deutlich jüngeren deutschen Forscherin auf die Versprachlichung ihrer Erinnerungserzählungen? Der Band ›Koreanische Kriegserinnerungen‹ überträgt Methoden und Theorien der kulturanthropologischen Erzähl- und Biographieforschung auf den ostasiatischen Kontext. Er behandelt die koreanische Erinnerungskultur sowie den Umgang mit Krieg und Nachkrieg und verweist auf Diversitätserfahrungen in der Feldforschung in Südkorea. Buch bestellen ...


Das Erbe der Morloks. Untersuchungen über das Wirken einer Heilerdynastie im Nordschwarzwald

IllustrationAnne-Christin Lux

Diese Untersuchung wurde durch die Entdeckung eines außergewöhnlichen Corpus von Handschriften aus dem 18. und 19. Jahrhundert inspiriert. Gefunden wurde es auf einem alten Bauernhof im Nordschwarzwald. Dort hatte man das Konvolut – bestehend aus Rezepturen, Segen, Beschwörungsformeln, Amuletten sowie magisch-sympathetischen Anweisungen – einst sorgsam versteckt. Wie man weiß, stammt es aus dem Besitz der Familie Morlok, von der sich einzelne Vertreter bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts als Heiler bzw. Laienbehandler betätigten. Ihr vor Ort nicht in Vergessenheit geratenes Wirken wurde nach dem Schriftenfund medial rasch aufgegriffen und erregte bald überregionale Aufmerksamkeit. Die Studie über „Das Erbe der Morloks“ widmet sich daher nicht nur den historischen Papieren und ihren früheren Besitzern, sondern auch der gegenwärtigen Rezeption der Heiler-Vergangenheit und ihrer medialen Inszenierung. Dabei erfahren die aufgefundenen Schriften eine sorgsame Interpretation sowie weiterführende Kontextualisierung und werden darüber hinaus in ihrer zeitgenössischen Wirkung analysiert. Buch bestellen ...


Schamanische Sinnentwürfe? Empirische Annäherungen an eine alternative Kulturtechnik In der Eifel der Gegenwart

IllustrationMirko Uhlig

Immer mehr Menschen wenden sich in prekären Lebenslagen Konzepten jenseits klassischer Therapieangebote zu. Auf welche Weise und mit welchen Zielen werden diese alternativen Sinnentwürfe genutzt? Inwiefern helfen sie, den Alltag neu zu strukturieren?

Der Gegenwartsschamanismus, als Kulturtechnik in diesem Sinne verstanden, wird häufig unter Oberbegriffen wie „New Age“ oder auch „Esoterik“ verhandelt – allerdings selten ohne abwertende Absicht. Dass sich die „Feldrealität“ ambivalenter, gesellschaftskritischer und bisweilen selbstironischer erweist, als gemeinhin angenommen wird, zeigen die Biographien der in diesem Buch interviewten, begleiteten und portraitierten Menschen. In 21 Fallbeschreibungen werden ganz eigene Weltsichten und Gewohnheiten formuliert sowie Hoffnungen, aber auch Zweifel zur Sprache gebracht. Letztere richten sich dabei nicht allein gegen gesellschaftliche Schieflagen oder den eigenen Lebensweg, sondern bisweilen auch gegen das Projekt einer empirischen Annäherung selbst. Somit möchte dieser Band auch einen Beitrag zur Diskussion um die Möglichkeiten ethnographischer Praxis leisten. Buch bestellen ...

Pressemitteilung vom 16.03.2017


Erfahren – Benennen – Verstehen. Den Alltag unter die Lupe nehmen. Festschrift für Michael Simon zum 60. Geburtstag

IllustrationChristina Niem, Thomas Schneider, Mirko Uhlig (Hg.)

In seiner wissenschaftlichen Arbeit hat sich Michael Simon neben anderem stets intensiv mit der Geschichte des Faches Kulturanthropologie/Volkskunde beschäftigt und konsequent einen selbstreflexiven ethnologischen Ansatz verfolgt. Bei aller kritischen Distanz ist es ihm immer daran gelegen, zu konstruktiven, diskursfähigen Ergebnissen zu kommen. Anlässlich seines 60. Geburtstages wird nun die Gelegenheit genutzt, aus den Forschungsfeldern, zu denen er im Laufe seiner Wissenschaftlerkarriere auf unterschiedlichste Weise Gesprächsangebote unterbreitet hat, ein Themenbukett zu präsentieren: Interkulturalität, Namenkunde, Fach- und Methodengeschichte, Medikalkulturforschung, Visuelle Anthropologie, Migration, Krieg und Alltag, Regionalforschung, Biografieforschung – um die wichtigsten zu nennen. Viele der Autorinnen und Autoren dieser Festschrift greifen in ihren Beiträgen die Anregungen zum wissenschaftlichen Austausch auf, andere verweisen auf thematische Schnittmengen zwischen den Arbeitsgebieten des zu Ehrenden und ihren eigenen wissenschaftlichen Interessen – Gemeinsamkeiten aufweisend und Fächergrenzen überschreitend. Buch bestellen ...


Brettlehupfer. Die Frühphase des Skilaufens im Hochschwarzwald (1890–1930)

IllustrationConstanze N. Pomp

„Es kamen allmählig gewiss 2000 Menschen zusammen, zahllose Schlitten. [...] Grossartig waren die Sprünge der Norweger. Festmahl sehr animirt.“ Mit diesen Worten beschrieb der Freiburger Professor August Gruber am 4. Februar 1906 die zehnten Schneeschuhwettläufe des Ski-Clubs Schwarzwald auf dem Feldberg. Wie seine ausführlichen Notizen belegen, faszinierte ihn und viele seiner Zeitgenossen eine neue Sportart, die gerade ihren Weg von Norwegen in den Hochschwarzwald gefunden hatte: der Skisport.
Auf der Grundlage einer breit angelegten Quellensammlung mit vielen bislang unbekannten Zeugnissen wird in der vorliegenden Studie der Versuch unternommen, dem Aufkommen des Skisports für einen klar abgesteckten Untersuchungsraum nachzugehen und seine Entwicklung hin zu einer regelrechten Massenerscheinung aufzuzeigen. Im Zentrum des Interesses stehen dabei ethnografisch-alltagswissenschaftliche, kultur- und sporthistorische sowie wirtschafts- und gesellschaftswissenschaftliche Bezüge. Buch bestellen ...


Eugen Diederichs und die Volkskunde. Ein Verleger und seine Bedeutung für die Wissenschaftsentwicklung

IllustrationChristina Niem

Mehrere Buchreihen machen den Eugen Diederichs Verlag für die volkskundliche Erzählforschung interessant: „Die Märchen der Weltliteratur“, der „Deutsche Sagenschatz“, „Die deutschen Volksbücher“, „Atlantis. Volksmärchen und Volksdichtungen Afrikas“ und weitere Themenfelder des Verlagsprogramms führen zu der Frage nach der Bedeutung von Verleger und Verlag für die Fachgeschichte der Volkskunde. Die Zeitspanne von der Verlagsgründung 1896 und Eugen Diederichs’ Tod im Jahr 1930 deckt sich mit der Institutionalisierungsphase der Disziplin Volkskunde, an welcher der Kulturverleger explizit Interesse äußerte und die er zu fördern trachtete. Neben der Buch- und Reihenpublikation, die zahlreichen Volkskundlern Foren zur Veröffentlichung bot, ergriff Diederichs weitere Fördermaßnahmen wie etwa die finanzielle Unterstützung eines volkskundlichen Lehrauftrags an der Universität Jena, den Hans Naumann wahrgenommen hat. Dieser Band leistet einen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der Volkskunde, indem er auf Kontakte und Kooperationen zwischen Verleger und volkskundlich Tätigen hinweist, und Wirkungsabsichten der Akteure, vor allem auf dem Gebiet der Folkloristik, als Beitrag einer „Kulturentwicklung“ herausarbeitet. Buch bestellen ...


Sinnentwürfe in prekären Lebenslagen. Interdisziplinäre Blicke auf heterodoxe Phänomene des Heilens und ihre Funktionen im Alltag

IllustrationMirko Uhlig, Michael Simon, Johanne Lefeldt (Hg.)

Prekäre Lebenslagen wie seelisches Leid, körperliche Krankheit oder die Konfrontation mit dem Tod befördern für viele Menschen eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlich vorgegebenen Deutungsangeboten und lassen sie nach alternativen Sinnentwürfen suchen. Gerade im Bereich der modernen Medizin sind solche Konfrontationen zwischen akademischem Wissen, überlieferten Ordnungen und individuellen Lösungsansätzen in großer Deutlichkeit wahrzunehmen. Ihnen galt das Interesse einer interdisziplinären Tagung an der Universität Mainz im September 2013, bei der die Suche des Menschen nach Heil und Heilung in die Mitte der Betrachtungen rückte. Es ging in ausgewählten Beiträgen darum nachzuvollziehen, wie aus der Sicht von Betroffenen und Akteuren in krisenhaften Situationen des menschlichen Daseins sinnvolle Handlungsentwürfe entstehen, gesellschaftlich bedingt verhandelt und umgesetzt werden. Dieser Band dokumentiert die Ergebnisse der Forschungsbemühungen mit Aufsätzen aus der Kulturanthropologie, Ethnologie, Medizingeschichte sowie aus den Psychotherapie-, Geschichts-, Kultur- und Literaturwissenschaften.

Mit Beiträgen von Mita Banerjee, Dagmar Hänel, Christoph Leder, Johanne Lefeldt, Anne-Christin Lux, Florian G. Mildenberger, Martina R. Mühlbauer, Oliver Müller, Johannes Müske, Bernd Rieken, Uwe Schellinger, Michael Simon und Mirko Uhlig. Buch bestellen ...


Episteme der Romantik. Volkskundliche Erkundungen

IllustrationMichael Simon, Wolfgang Seidenspinner, Christina Niem (Hg.)

Zu ihrem 25-jährigen Bestehen veranstaltete die „Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz“ im Museum der Stadt Alzey eine wissenschafts­geschichtliche Tagung, deren Ergebnisse in diesem Band zusammengefasst werden. Im Mittelpunkt der Beiträge steht eine neuerliche Auseinandersetzung mit der Epoche der Romantik, die für die volkskundliche Fachentwicklung von großer Bedeutung gewesen ist und sich in ihren Nachwirkungen auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene bis in die Gegenwart verfolgen lässt. Der Ort der Veranstaltung beförderte die Idee, neben allgemein gehaltenen Abhandlungen – etwa über die damalige Gesellschaft, einzelne Wissenschaftler und die Rezeption romantischer Ideen – auch nach regionalen Ansatzpunkten für die weitere Forschung zu suchen. Es lag nahe, dabei insbesondere auf die gern verklärte Sagenwelt rund um den Rhein mit seinen einstigen Anwohnern, den Römern, Germanen sowie speziell den Nibelungen, einzugehen. Buch bestellen ...


Das Bensheimer Passionsspiel. Studien zu einem italienisch-deutschen Kulturtransfer

IllustrationDiane Dingeldein

In der südhessischen Stadt Bensheim an der Bergstraße findet seit 1983 an Karfreitag ein Passionsspiel statt, bei dem kostümierte Laiendarsteller in Gestalt einer Prozession den Leidensweg Jesu nachstellen. Die Idee dazu hatten eingewanderte Italiener, die von den Erinnerungen an das Karfreitagsgeschehen in ihren süditalienischen Heimatorten angeregt Personen aus ihrem Freundes- und Bekanntenkreis – Italiener und Deutsche – zum Mitmachen bewegten. Das Karfreitagsspiel ist über die Jahre zu einer Tradition und Attraktion der Stadt Bensheim geworden. Ziel dieser Studie ist es, Entwicklung, Bedeutung und Funktionen dieses „jungen“ Brauchs zu analysieren, vor allem in Hinblick auf den stattgefundenen italienisch-deutschen Kulturtransfer. Dabei interessiert besonders, inwieweit die von außen gesehen christlich motivierte Veranstaltung als Integrationsfaktor für die zugewanderte italienische Bevölkerung fungiert. Ergebnisse vergleichender Feldforschungen zur Karfreitagsgestaltung im Herkunftsgebiet der italienischen Träger des Passionsspiels vervollständigen die Analyse. Buch bestellen ...


Sport, Kunst oder Spiritualität? Eine ethnografische Fallstudie zur Rezeption japanischer budō-Disziplinen in Deutschland

IllustrationDavid Bender

In der hiesigen Gegenwartsgesellschaft sind zahlreiche Formen der Freizeitgestaltung anzutreffen, darunter auch die unter dem Begriff budō bekannten Kampfmethoden japanischer Herkunft. Disziplinen wie jūdō (Ringen), kendō (Fechten) und kyūdō (Schießen) können in Deutschland auf eine langjährige Geschichte zurückblicken, in deren Verlauf sich verschiedene Adaptionen ausgebildet haben. Diese Studie gewährt Einblicke in den Alltag der Praktizierenden. Neben Theorie und Praxis des budō werden die Funktion und die soziokulturelle Bedeutung für die Akteure empirisch beleuchtet: Was motiviert den Einzelnen zur Beschäftigung mit dem budō? Welche Rolle spielt das Trainingsritual? Wie gestaltet sich der Umgang mit dem Körper? Inwiefern beeinflussen exotische Leitbilder die Lebenswelt der Rezipienten? Unter Zuhilfenahme ethnografisch-qualitativer Methoden gibt der Verfasser auf diese und weitere Fragen Antwort. Buch bestellen ...


2000 Jahre Varusschlacht – Jubiläum eines Mythos? Eine kulturanthropologische Fallstudie zur Erinnerungskultur

IllustrationJonathan Roth

2009 war das Jahr eines ungewöhnlichen Jubiläums: landesweit wurde unter prominenter Beteiligung des 2000. Jahrestages der ›Schlacht im Teutoburger Wald‹ gedacht. Dieses Ereignis, dessen historische Spuren sich weitgehend verloren haben, erlangte gleichwohl im Prozess der deutschen Nationalwerdung ›mythische‹ Bedeutung, die auch im Jubiläumsjahr im Mittelpunkt der öffentlichen Auseinandersetzung stand. Ausgehend vom Konzept der Erinnerungskultur untersucht der Autor zahlreiche Aktivitäten, die 2009 rund um das Thema Varusschlacht stattfanden. Dabei werden Kulturevents, Museumsausstellungen sowie Produkte eines multimedialen Geschichtsmarktes im Hinblick auf ihre erinnerungskulturelle Symbolik analysiert und damit Fragen zum Umgang mit Geschichte im Alltag thematisiert. Buch bestellen ...


Interkulturalität und Alltag

Illustration Judith Schmidt, Sandra Keßler, Michael Simon (Hg.)

Dieser Band fasst die Ergebnisse einer Ringvorlesung zusammen, die im Sommersemester 2010 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gehalten wurde. Vertreterinnen und Vertreter verschiedener kultur-, sprach- und literaturwissenschaftlicher Disziplinen referierten anhand anschaulicher Beispiele über den Forschungsstand zur Interkulturalität in ihrem Metier und verwiesen dabei auf die Bezüge des Konzeptes zur modernen Alltagskulturforschung. Eine Besonderheit dieser Veranstaltungsreihe war ihre Konzeption und Organisation durch Studierende des Faches Kulturanthropologie/Volkskunde, denen daran gelegen war, mit dem unterbreiteten Angebot ein aktuelles Themengebiet interdisziplinärer Forschungen genauer auszuleuchten. Für die Auseinandersetzung mit diesem Fragenkomplex hat die Textauswahl somit einen grundlegenden, einführenden Charakter. Buch bestellen ...


Bilder. Bücher. Bytes. Zur Medialität des Alltags

Illustration

Michael Simon, Thomas Hengartner, Timo Heimerdinger, Anne-Christin Lux (Hg.)

Medien sind ein fester Bestandteil unserer Kultur. Sie repräsentieren alltägliches Leben, stellen Wissen zur Verfügung, liefern Sinnangebote und halten Handlungsoptionen bereit - und dies nicht erst seit dem digitalen Zeitalter. Die Wechselwirkungen zwischen alltäglichen Praktiken und deren medialer Vermittlung in historischer und gegenwartsbezogener Perspektive waren Thema des 36. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, der vom 23. bis 26. September 2007 auf Einladung des Deutschen Instituts der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Abteilung Kulturanthropologie/Volkskunde, und der Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz e.V. in Mainz stattfand. Der vorliegende Band liefert eine umfassende Dokumentation der auf dem Kongress diskutierten Beiträge und berücksichtigt neben den fachwissenschaftlichen Ansätzen auch interdisziplinäre und internationale Zugänge. Die mit dem Buch erscheinende DVD bietet zudem Einblick in die den Kongress begleitende Onlinepräsentation sowie Ausschnitte aus ergänzenden Bild- und Wortbeiträgen, die zum Kongress entstanden sind. Buch bestellen ...


Das Monster von Morbach. Eine moderne Sage des Internetzeitalters

IllustrationMatthias Burgard

Haben Sie schon einmal etwas über das Monster von Morbach gehört? Mit dieser Frage beginnt eine abenteuerliche Erzählung, die seit einigen Jahren vor allem im Internet kursiert. Thema ist die angeblich letzte Sichtung eines Werwolfes in Deutschland, die sich im Jahre 1988 in der Hunsrück-Gemeinde Morbach zugetragen haben soll. Der Verfasser der vorliegenden Studie hat sich auf die Spurensuche nach diesem ominösen Monster begeben. Dabei bedient er sich des Instrumentariums der volkskundlichen Erzählforschung, geht dem Phänomen sagenhafter Berichte in der Gegenwart nach und untersucht speziell die Geschichte der Werwölfe von der Antike bis heute. The Morbach Monster erscheint am Ende als moderne Sage im alten Gewand, deren Funktion und Verbreitung in enger Beziehung zur Präsenz amerikanischer Truppen in Rheinland-Pfalz stehen. Buch bestellen ...


Untersuchungen zur Mythologie des Kindes

IllustrationRichard Beitl

Mit Beiträgen von Klaus Beitl, Thomas K. Schippers
herausgegeben und eingeleitet von Bernd Rieken und Michael Simon

Mit "Untersuchungen zur Mythologie des Kindes" habilitierte sich der Germanist und Volkskundler Richard Beitl im Sommer 1933 an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Anders als man meinen möchte, steht seine Arbeit nicht unter dem Einfluss der sich damals ausbreitenden NS-Ideologie. Vielmehr versuchte er, auf empirischer Grundlage einen Überblick über die so genannten Kinderschreckgestalten im mitteleuropäischen Raum zu geben und zu zeigen, was Kulturwissenschaftler, Psychologen, Pädagogen und Eltern im Umgang mit der kindlichen Angst voneinander lernen können. Seine Ausführungen über die Gestalten der niederen Mythologie wie den Bumann, den schwarzen Mann oder die Roggenmuhme thematisieren neben sprachgeschichtlichen Befunden den soziokulturellen Wandel von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ausgang der Weimarer Republik und sind bis heute ein bemerkenswertes historisches Dokument aus der akademischen Frühphase der Volkskunde. Neben dem geschichtlichen Aspekt gibt das Buch darüber hinaus Auskunft auf die Frage nach der ethnopsychologischen Bedeutung von Angst und Magie im Weltbild des Kindes und ist daher auch von allgemeinem Interesse. Nach über 70 Jahren erscheint es hier zum ersten Mal im Druck. Buch bestellen ...