Projekt mit Posterausstellung von Masterstudierenden der Kulturanthropologie/Volkskunde
Im Sommersemester 2021 haben sich Masterstudierende der Kulturanthropologie/Volkskunde intensiv mit dem Themenfeld der Polizeikultur beschäftigt und dazu selbst empirische Daten erhoben, aufbereitet und analysiert. Das Projektziel war die Erforschung der soziokulturellen Blickwinkel auf Polizeien und polizeiliches Arbeiten, der Einsatz- und Handlungsfelder der Polizist*innen und der verschiedenen Rollenverständnisse aus Sicht der polizeilichen Akteur*innen selbst sowie aus gesellschaftlicher Perspektive.
Als historisch argumentierende Kulturwissenschaft befassten wir uns zum Projekteinstieg zunächst mit der Entwicklung der Polizeien von der Zeit des Deutschen Kaiserreiches bis zur Gegenwart. Der polizeiliche (Arbeits-)Alltag und die verschiedenen Rollen, die Polizist*innen dort einnehmen, standen ebenso im Fokus wie die teilweise divergierenden Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit im Polizeidienst. Die Auseinandersetzung mit Diversität und Interkulturalität in der Polizeiarbeit einerseits und die gesellschaftlichen Erwartungen an die Polizeien andererseits bildeten einen weiteren wichtigen Projektabschnitt, der durch die rezente Rassismuskritik an Bedeutung gewann.
Durch die Auflagen zur Kontaktbeschränkung während der COVID-19-Pandemie fand ein Großteil der Projektarbeit online statt. In gemeinsamen Videokonferenzen diskutierten wir mit externen Gästen aus dem Bereich der aktiven Polizeiarbeit und der Pressestelle der Polizei, einer Kulturanthropologin, die zu Polizeihunden forschte, sowie mit Menschen mit Fluchterfahrungen und interkulturellen Begegnungen mit Polizeien in Deutschland und ihren Herkunftsländern (u.a. Syrien, Nigeria, Ägypten).
Die Masterstudierenden hatten die Aufgabe, ein jeweils eigenes Forschungsthema zu entwickeln und bis zum Ende der Vorlesungszeit empirisch zu untersuchen und darzustellen. Die Kulturanthropologie|Volkskunde bedient sich zur Erforschung der verschiedenen Lebens- und Alltagswelten in erster Linie qualitativer Methoden (z.B. biografische Befragungen, Expert*inneninterviews, archivalisches Arbeiten, Diskurs- und Medienanalysen). Die Anwendung dieser oft personenbezogenen Forschungsansätze, die vom direkten Austausch zwischen Forscher*in und Feld leben, war pandemiebedingt nur in eingeschränktem Umfang möglich. Trotzdem ist es allen genannten Studierenden gelungen, eine jeweils eigene Studie zu konzipieren, durchzuführen und auszuwerten. Die Ergebnisse hielten sie auf wissenschaftlichen Postern fest, die wir im Rahmen einer Posterausstellung im Philosophicum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im November 2021 präsentierten. Die einzelnen ausgestellten Poster skizzierten die verschiedenen von den Masterstudierenden selbst gewählten Fragestellungen im Bereich der alltagskulturellen „Cop Culture“ (Begriff in Anlehnung an den Polizeiforscher Rafael Behr) und verwiesen auf die fachliche Breite der Kulturanthropologie|Volkskunde.