Migration und Generation im östlichen Europa

Volkskundlich-ethnologische Perspektiven

Das auf Differenzerfahrung beruhende kulturelle Deutungsmuster Generation besitzt im volkskundlichen Kontext erhebliche Relevanz. Gerade bei einem akteurzentrierten Zugang bietet es eine sinnvolle Möglichkeit, empirisches Material auf Erfahrungen hin zu untersuchen, die innerhalb von Generationen oder intergenerationell geteilt – oder als geteilt angenommen – werden. Wie aber kann das Konzept der Generationalität Forschungen zu Migration bereichern? Welche thematischen Schnittmengen etwa bieten biografische Erzählungen innerhalb einer Generation über Migrationen und wie unterscheiden sich diese von denen anderer Generationen? Die Tagung der Fachkommission Volkskunde des Johann Gottfried Herder-Forschungsrates wird aus kulturwissenschaftlicher Perspektive weniger das Konzept der Generationalität beleuchten, als die beiden Aspekte Migration und Generation zusammendenken. Dabei rücken zum einen intergenerationelle Interaktionen, Aushandlungsprozesse und Tradierungsformen in den Blick, die etwa im Bereich der volkskundlichen Forschung über die Deutschen aus dem östlichen Europa bereits seit langer Zeit im Kontext von Ost-West-Migrationen untersucht werden. Aber auch gesellschaftliche Umbrüche, die spezifische generationelle Erfahrungen oftmals nachhaltig prägen, können zum Ausgangspunkt einer kulturvergleichenden Forschung an der Schnittfläche von Migration und Generation gemacht werden. Ziel der Tagung ist es, zur Migration im und aus dem östlichen Europa dezidiert kulturanthropologische Forschungsansätze zu generationen-spezifischen Fragestellungen vorzustellen und dabei auch Bezüge zu den Nachbardisziplinen aufzuzeigen.