Ausgangspunkt und Grundlage dieses zweisemestrigen Projekts bildete eine Kooperation mit dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe im Rahmen der Mitwirkung an der Familienausstellung „Cowboy und Indianer – Made in Germany“. Die Aufgabe der Studierenden des Mainzer Masterstudiengangs bestand darin, die Produktion und Rezeption dieses Themas im Zusammenhang mit Kino- und Fernsehfilmen zu untersuchen und für die Ausstellung aufzubereiten.
Dies umfasste Recherchen zum Thema Westernfilme aus Deutschland sowie die Rezeption von Western bis in die Gegenwart, die Recherche nach Objekten zu ausgewählten Filmen sowie die Erstellung einer geeigneten Periodisierung und die Bestimmung exemplarischer, epochentypischer Filme. Für diese wurden Inhaltsangaben, technische Daten, Besetzungslisten und Kurzbiografien der wichtigsten Schauspieler erarbeitet und als Inhalte für Medienstationen aufbereitet, an denen die Entwicklung im 20. Jahrhundert nachvollziehbar dargestellt wird.
Als zweiter großer Block des Projekts wurden insgesamt 19 Filme bearbeitet, aus denen für die Vorführung im Ausstellungskino jeweils dreiminütige Clips geschnitten wurden.
Im dritten Teil des Projekts entstand eine eigenständige, 300 Seiten umfassende Publikation als begleitendes Printmedium zu den bearbeiteten Filmthemen. Die Unterstützung der Publikation durch das Badische Landesmuseum erfolgte durch die Überlassung des Ausstellungslogos für den Umschlag sowie die Klärung von Bildrechten. Insgesamt enthält die farbig bebilderte Publikation 35 Beiträge, deren Themen vom Stummfilm-Western Anfang des 20. Jahrhunderts bis zur Western-Parodie „Der Schuh des Manitu“ im neuen Jahrtausend reichen.
An dem Projekt arbeiteten insgesamt 20 Studierende im Masterstudiengang Kulturanthropologie / Volkskunde mit, sie alle sind als Autorinnen und Autoren der Beiträge in der Publikation vertreten.
Die Familienausstellung „Cowboy und Indianer – Made in Germany“ des Badischen Landesmuseums wird vom 18. März bis zum 3. Oktober 2016 gezeigt.
INHALT der begleitenden PUBLIKATION
Informationen der Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz 31, 2016
Thomas Schneider
„Western sind Filme über Männer mit Gewehren.“ (R. Warshow, 1954) – Vorbemerkungen zum Projekt
Brigitte Heck
Vorbemerkung zur Ausstellungskooperation
Thomas Schneider
Cowboy und Indianer – Made in Germany. Eine Skizze zu Rezeption und Produktion von Western-Filmen in Deutschland
WESTERN IN DER ZWISCHENKRIEGSZEIT (1919–1939)
Melanie Denzinger, Peter Fritsch
Cowboys und Indianer an Neckar und Rhein. Bull Arizona und die Westernpioniere aus Heidelberg und Ludwigshafen
Elisa Kneis
Tom Mix – „Idol of every boy in the world“
Marie Thérèse Hunger
Der Kaiser von Kalifornien: Luis Trenkers Ausflug in den Wilden Westen
Elisa Kneis
Singing the West – Zur Geschichte der singenden Cowboys
WESTERN-KLASSIKER (1939−1960)
Anna-Lena Kraft
Der blaue Engel im Wilden Westen? Von der (Wieder-)Geburt eines Weltstars
Christoph Daniel Schmal
Stereotype der Western-Gesellschaft in John Fords Klassik-Western Ringo
Laureen Ripke
Die Mythoswaffe im Waffenmythos – Der Western-Klassiker Winchester ’73
Melissa Koch
Sanfte Töne von harten Männern? Zur Bedeutung von Männlichkeit und Musik in Howard Hawks Rio Bravo
Maria Adam, Jana Hirschbach
„Heilige“ oder „Hure“? Kontrastierende Frauenfiguren im Western
Damaris Schmitt
Western-Klassiker in Filmprogrammheften aus Ost und West
KARL MAY-VERFILMUNGEN (1962−1968)
Maria Jannet Di Maggio
„Prädikat Wertvoll“: Zur Erfolgsgeschichte der ersten Karl May-Verfilmung Der Schatz im Silbersee
Barbara Sommer
Karl Mays Konstruktion des Wilden Westens
Ina Kuhn
Winnetou – edler Wilder oder kultureller Überläufer?
Sandra Reiter
Fan-Hommage an Sehnsuchtsorte(n) in Winnetou und der Schatz der Marikopas
DEFA-INDIANERFILME (1966−1979)
Louisa Lang
Der Western im Osten – die „echten“ Indianerfilme
Damaris Schmitt
„Gojko Mitić reitet wieder!“ Der Starkult um den „Chefindianer“ der DEFA
Peter Fritsch
Körperbilder und -inszenierungen in den DEFA-Indianerfilmen Die Söhne der großen Bärin (1966), Spur des Falken (1968) und Ulzana (1974)
Melanie Denzinger
Blauvogel oder George Ruster? Ein englischer Siedlerjunge bei den Irokesen
ITALO-WESTERN (1960ER- BIS 1990ER-JAHRE)
Jana Hirschbach
„Der Mann ohne Namen“: Ein Antiheld zwischen Tradition und Innovation in Sergio Leones Für eine Handvoll Dollar
Merit Dörner
Von abgeschnittenen Ohren und verstümmelten Händen – Gewaltmotive im Film Django (1966) und ihre Wirkung auf den Zuschauer
Barbara Sommer
Wie Mario Girotti zu Terence Hill wurde
Christoph Daniel Schmal
Die Troublemaker – Bud Spencer als Kultfigur des Italo-Western
WESTERN-SERIEN IM FERNSEHEN (1960−1970)
Sandra Reiter
„Ein Traum wird wahr.“ Die Neuauflage der Serie Am Fuß der blauen Berge und ihre Fans
Pia Henderkes-Loeckle
„Was meinst du, Pa?“ Ben Cartwright – Zur Rezeption einer Vaterfigur zwischen Kriegsgeneration und 68er-Bewegung
Maria Adam
Das traute Heim auf der Shiloh-Ranch“ – Ranches als Setting im Western
WESTERN-PARODIEN (1960−2001)
Anna-Lena Kraft
Freddy und das Lied der Prärie – ein Schlager-Western?
Louisa Lang
Western ad absurdum. Helge Schneiders Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem
Melissa Koch
Winnetouch auf der Puder-Rosa-Ranch – Zur Konstruktion von (Un-)Männlichkeit in Der Schuh des Manitu
SPÄTWESTERN (1969−1992)
Laureen Ripke
Ein Mann, den sie Pferd nannten (1969) als „Captivity Narrative“? Zur Darstellung einer kulturellen Konversion im Film
Pia Henderkes-Loeckle, Frédéric Hof
Der rastlose Wanderer – Identitätssuche als „Kultur-Switching“ am Beispiel des Films Little Big Man
Martin Karda
Die lieben Banditen – Rollenverkehrung im Film Butch Cassidy und Sundance Kid
Frédéric Hof
New Age im Wilden Westen – Die Suche nach Utopia am Fuße des Mount Rushmore
Ina Kuhn
Von Friedenspfeifen und Rolex-Uhren: Zur Darstellung des Reservatslebens in John Fuscos Halbblut
Literatur-, Quellen- und Abbildungsverzeichnis