„Rosshaar und Sauborsten“

Ein Streifzug durch das Ramberger Bürstenbindermuseum

Foto: privatDas Dorf Ramberg in der Südpfalz weist eine genuine Besonderheit auf: Über rund anderthalb Jahrhunderte hindurch fand die Mehrheit der Ramberger Bevölkerung ihr Auskommen im Bürstenbindergewerbe bzw. im Hausierhandel mit dessen Produkten. Dies begann sich erst in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu ändern, und seither befindet sich das Gewerbe im unaufhaltsamen Niedergang; der Wanderhandel kam bereits in den 1960er Jahren praktisch zum Erliegen.

Gleichwohl kommen Bürstenbinderei und Wanderhandel noch immer Bedeutung in Ramberg zu: sie werden als bewusste Identitätsmarker der Einwohner, als folklorisierte Elemente des kollektiven Selbstbildes eingesetzt. Im Jahr 1997 eröffnete das Ramberger Bürstenbindermuseum, in welchem auf facettenreiche Weise Produktions- und Distributionsbedingungen des Gewerbes dokumentiert und die Lebensweise der darin beschäftigten Familien gezeigt werden. Einen besonderen Reiz bezieht das kleine Museum aus dem Umstand, dass die beiden Herren, die ehrenamtlich durch das Museum führen, in ihrem Berufsleben tatsächlich an den dort ausgestellten Maschinen arbeiteten, wodurch ihre Führungen ein hohes Maß an Authentizität erlangen.
Der Film zeigt die Bedeutung des Bürstenbindergewerbes für die Menschen von Ramberg in der Vergangenheit und die Prägung des Alltags durch diese Arbeit. Ausgehend von der musealen Präsentation wird herausgearbeitet, dass die lokale Ökonomie dieses relativ abgeschiedenen Dorfes bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts globalisierte Züge aufwies, indem ein Großteil der verarbeiteten Rohmaterialien, aus denen man die verschiedenen Bürsten und Besen herstellte, außereuropäischer Provenienz war. Und schließlich wird der gegenwärtige Umgang mit der Vergangenheit am Beispiel der Ramberger „Bürstenbinder-Kerwe“ thematisiert.

Der Film entstand im Rahmen eines Projektseminars mit Studierenden im Sommersemester 2006 und Wintersemester 2006/07.

Unser Dank gilt Erika Scharwitz, Otmar Engel, Theo Dietrich sowie dem Heimat- und Museumsverein des Bürstenmacherhandwerks Ramberg e.V.

© Fach Kulturanthropologie / Volkskunde der Johannes Gutenberg-
Universität Mainz und Gesellschaft für Volkskunde in Rheinland-Pfalz
Mainz 2007