SoSe 2019

MA Ü. Datenerhebung (Modul V): heimART. Ethnographische Perspektiven auf die künstlerische Verhandlung von Heimat im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz 2019

Dozent:innen: Dr. Johanne Lefeldt; Dr. Jonathan Roth
Kurzname: Ü Datenerhebung (V)
Kurs-Nr.: 05.174.645
Kurstyp: Übung

Inhalt

„Heimat(en)“. Dieser angedeutete Plural eines nahezu unübersetzbar deutschen Gefühlsbegriffs bildet das Motto des „Kultursommers Rheinland-Pfalz 2019“. Das jährliche Kulturförderungs- und Veranstaltungsprogramm wird seit 1994 mit dem Ziel ausgeschrieben, das Kulturangebot des Landes sichtbarer und zugänglicher zu machen. Künstler*innen werden in den themenspezifischen Ausschreibungen dazu aufgerufen, „sich sparten- und genreübergreifend zusammenzufinden und gemeinsame Projekte zu initiieren“. Die „Kultur des Landes“, so die Zielsetzung des Kultursommers, soll auf diese Weise „zu einer Bürgerbewegung für Kultur werden“ (https://www.kultursommer.de/ermoeglichen/ueber, 26.11.2018).

Mit „Heimat(en)“, dem Motto für 2019, greift der Kultursommer nun einen Diskursbegriff auf, der gleichermaßen antiquiert und hochaktuell wirkt. Die Vorwürfe einer rückwärtsgewandten, romantisch verklärenden Heimattümelei sind dabei fast ebenso alt wie die Ansprüche, „Heimat“ immer wieder als Baustein für die Sinnentwürfe neuer Gesellschaftskonstruktionen zu nutzen. Es ist wohl kein Zufall, dass „Heimat“ unter dem Eindruck aktueller gesellschaftpolitischer Zerreißproben zwischen Zuwanderung, Rechtspopulismus und Klimawandel wieder die Schlagzeilen dominiert, verheißt der Begriff doch letztlich die Möglichkeit einer kollektiven Resonanz in einer unübersichtlichen Welt. Der Eindruck drängt sich auf, dass im Kontext einer allgemeinen Verunsicherung gegenwärtig der Heimatboden neu gefestigt wird, sei es in Ministerien, Wahlprogrammen, Konsumpraktiken oder Freizeitangeboten.

Auch der Kultursommer Rheinland-Pfalz rekurriert auf diesen neuen, alten Trend: „Es wird wieder so viel über Heimat geschrieben, diskutiert, auch gestritten, sie wird aber auch wieder bewusster gelebt, gefeiert und wieder neu entdeckt“. Das Kulturprogramm übersetzt diesen Trend in den Förderimpuls für das Jahr 2019 wie folgt: „Wir müssen unbedingt die Kulturszene des Landes fragen, was ihr zu diesem Motto einfällt! Wie lässt sich das Motto ‚Heimat(en)‘ – mit den Mitteln von Kunst und Kultur – gestalten? Innovativ, klug und weltoffen – nicht ‚tümelnd‘!“ (https://www.kultursommer.de/ermoeglichen/motto, 26.11.2018)

Wer antwortet auf diese Ausschreibung und welche Vorschläge erhalten den Zuschlag? Wie wird das Motto in den einzelnen Projekten künstlerisch zur Darstellung gebracht? Welche Zuschreibungen, Verortungen, Reibungen erfährt „Heimat“ dabei? Was sagen die Künstler*innen selbst zu ihren Projekten und den jeweiligen Formen der Umsetzung? Kann Kunst, die um öffentliche Mittel konkurriert, „Heimat“ auch widerständig auslegen oder folgt sie einer politischen Erwartungshaltung?

Diesen Fragen widmet sich das sogenannte „kleine Projekt“ des Masterstudiengangs im Sommersemester 2019. Wir wollen das Programm des Kultursommers 2019 ethnographisch unter die Lupe nehmen und für ausgewählte Projekte die Formen, Bedingungen und Selbstverständnisse der künstlerischen Umsetzungen hinterfragen. Im Rahmen der zweizügigen Veranstaltung (HS „Thematische Hinführung“ und Übung „Datenerhebung“) wird es vor allem darum gehen, eine Auswahl von Projekten zu treffen, die jeweiligen zielführenden methodischen Hinwendungen zu diskutieren und eine angemessene Form der Ergebnispräsentation zu entwickeln. Angedacht ist zur Zeit eine Web-Ausstellung.

Das „kleine Projekt“ verfolgt dabei zwei wesentliche Ziele: Zum einen soll durch die Auseinandersetzung mit dem Kultursommer 2019 ein Spektrum aktueller Zuschreibungsfolien des Heimatbegriffs ausgelotet werden. Zum anderen dient das Programm als exemplarisches Feld, um grundlegende Forschungsperspektiven zum Themenkomplex „(freie) Kunst als kulturelle Praxis“ zu sammeln und zu erproben. Das „kleine Projekt“ ist damit in einem noch zu konturierenden Forschungsfeld situiert, das Perspektiven der urbanen Anthropologie, der Theaterwissenschaft und der Politischen Anthropologie vereint, um ein kulturanthropologisches Deutungspotential zur Performativität des Alltags sowie zum Alltag der performativen Künste zu formulieren. 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
26.04.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
03.05.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
10.05.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
17.05.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
24.05.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
31.05.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
07.06.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
14.06.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
21.06.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
28.06.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
05.07.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude
12.07.2019 (Freitag) 14:15 - 15:45 00 473 P13
1141 - Philosophisches Seminargebäude